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Frida und Fredo

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... und ein bisschen Satire

 

Aus dem Leben eines
I d e a l i s t e n

Verehrte Webseiten-Besucher, liebe Leser, seit Ende des Jahres 2010 habe ich, Rüdiger N. Aboreas, das 60. Lebensjahr erreicht. Ich denke, dass es da erlaubt sein sollte, schon einmal Rückschau zu halten. Nein, nicht in einer strengen zeitlich geordneten Biografie, sondern ungeordnet, je nach Laune und Intuition.Hier mal ein Bröckchen, dort mal ein Becherlein. Es Lesen sie weiter.

 Folge 3 - Harzer Impression.

Noch bis 26. November: JEDERMANN; Gemeinschaftsausstellung von dulsArt im Rahmen der Dulsberger Herbstlese. Über 30 Besucher der Vernissage zollten mehr als Anerkennung  Mehr Info.

KulturStammtisch:
24.11., I9:00, dulsArt

einladung zur Buchvorstellung: “SPÄTLESE - Kurzgeschichten.” Eine bunte Mischung aus Beiträgen auf der gleichnamigen Leseveranstaltung im Barmbeker Kulturpunkt. Ort: Barmbek/Basch. 25. November 2011 um 20:00 Uhr. Moderation: Wolfgang A. Gogolin.    Mehr Info !

Frida und Fredo                             Kurzgeschichte /Satire

Der Aktienmann

Auszug:

... für einen Augenblick stutzten ließ. Irgendwie erinnerten Ihre Geräusche an etwas weit Entferntem, eine Art lustvollem Ritual, dass früher einmal zum wöchentlichen Repertoire ihres Ehelebens gehört hatte.

 

Das Essvergnügen dauerte so ausgiebig wie lange nicht mehr. Fredo ließ nichts aus, legte nach, mampfte, stopfte, genoss. Längst hatte er den Gürtel weiter gestellt. Als er zudem den Hosenknopf öffnete, sagte er mit gequälter Stimme: „Manno, bin ich voll. Zum Rülpsen…“ „Bloß das nicht“, entgegnete Frida angeschickert. Gleichwohl verstand sie die Bemerkung durchaus als Lob. Sie wusste ganz genau, dass ihr Fredo niemals wagen würde, am Tisch zu rülpsen. Das gehörte sich einfach nicht.

 

Nach einem kurzen Mittagsschläfchen machten sich die beiden sonntagsfein. Eine gute halbe Stunde früher als sonst verließen sie ihre Wohnung. Frida glaubte, es gehe wie an jedem Sonntag zu einem der bekannten Flohmärkte.

 

Doch Fredo hatte tags zuvor einen viel versprechenden Tipp erhalten. In einem nahen Einkaufszentrum sollte die „Ausstellung zur Geschichte der deutschen Aktie“ eröffnet werden. Klar, dass sich dort auch hochkarätige Börsenmakler und Funktionäre von Aktiengesellschaften einfinden würden. Schlau wie Fredo war, grübelte er unentwegt darüber nach, wie man mit den hohen Herren ins Gespräch kommen könnte. Vielleicht, so hoffte er, ließe sich ja sogar ein schicksalhafter Kontakt knüpfen, der zu einem Job führen könnte. Denn Aktien waren für Fredo nichts Unbekanntes. Schließlich las er seiner Frau nicht selten aus den Börsenseiten vor, insbesondere dann, wenn die Nachrichten mal wieder voll davon waren. Auch interessierte er sich für den Standort der Unternehmen. Schließlich war er flexibel und würde für einen guten Job jederzeit den Wohnort wechseln.

 

Frida hatte nicht die geringste Ahnung von Fredos Plan. Der Besuch der Aktienausstellung, der dazugehörige Kaffee, ein Stück Torte, das alles sollte Fredos Dankeschön sein für den köstlichen Brunch, den sie bereitet hatte. Als das Einkaufszentrum am Ende der Straße sichtbar wurde, sah Frida ihren Liebsten fragend an. Noch nie hatten dort Flohmärkte stattgefunden. Fredo nickte ihr aufmunternd zu. Frida folgte irritiert.

 

Als sie die mächtige Tür zum Einkaufszentrum aufdrückten und Frida die vielen Stellwände und Schautafeln, die Vitrinen und Werbetische erblickte, wurde sie von Fredo beiseite genommen. Endlich erfuhr sie die Pläne und Hoffnungen, die er mit der Ausstellung verband. „Das ist ja alles ganz fantastisch“, murmelte sie. Dann küsste sie ihren Liebsten mit spitzen Lippen und sagte: „Du bist der schlauste Mann der Welt.“ Fredo zuckte zurück, wischte mit dem Handrücken über seinen Mund. Intimitäten gehörten nicht in die Öffentlichkeit. „Komm jetzt!“, herrschte er sie an.

 

Gemächlich, mit dem gebotenen Ernst um Augen und Nase, so durchschritten sie die Ausstellung. „Gefallen dir die Stücke?“, fragte Frida. „Ja! Doch! Sehr interessant“, antwortete Fredo mit gehobener Stimme, wobei er scharfäugig seine Umgebung beobachtete, unentwegt auf der Suche nach auffälligen Zeitgenossen in gepflegten Anzügen. Endlich kam eine interessant scheinende Person ins Blickfeld. Sofort suchte Fredo dessen Nähe. Da machte sich Frida auf, um dem Anzugträger einen guten Tag zu wünschen. Fredo blieb wie fest geleimt stehen. Dann sah er, wie Frida mit langem Arm auf ihn zeigte. Fredo, eben noch zornig über ihre Eigenmächtigkeit, drückte in Erwartung eines einflussreichen Managers seinen Rücken gerade. Es folgte eine herbe Enttäuschung. Denn der Anzugträger entpuppte sich als Nachbar. Herr Rückert, der Frührentner aus der achten Etage.

 

Einige höfliche Floskeln weiter setzten Fredo und Frida die Besichtigung fort. Fredo gelangte zu der Erkenntnis, dass es andere Merkmale geben müsste, an denen ein Manager zu erkennen wäre. Während er weiterhin, aber weniger gezielt Ausschau hielt nach geeigneten Gesprächspartnern aus Vorstandsetagen, besaß Frida eine fest umrissene Zielvorstellung. Sie galt weniger den herumliegenden Aktien als dem angegliederten Kuchenbüfett.

 

Dahin drängte sie. Schon duftete es nach frisch aufgebrühtem Kaffee. Mit leichten, als kleine Neckereien getarnten Schubsern drängte sie ihren Liebsten in die verheißungsvolle Richtung. Und wie fast immer in einem funktionierenden Eheleben schien ihr Plan aufzugehen.

 

Doch plötzlich widersetzte sich Fredo. Die Nackenhaare aufgestellt wie ein Kater auf der Jagd, verharrte er still. Ein seriöser Herr im blauen Anzug mit roter Krawatte stand vornüber gebeugt an einer tischhohen Vitrine. Was viel schwerer wog, war etwas anderes: eine pralle Aktentasche, wie es aussah aus feinstem Reiche-Leute-Leder. Neben dem verheißungsvollen Herrn stand Herr Rückert. Der Frührentner schien angetan von dem, was sein Gesprächspartner mitzuteilen hatte, gestenreich, selbstbewusst, gewichtig.

 

Fredo spürte den Schweiß auf seinen Schultern. Was hatte der Frührentner da zu schaffen? Schon öffnete der Herr mit der roten Krawatte seine Aktentasche. Herr Rückert warf einen Blick hinein. Das konnte Fredo nicht so ohne Weiteres geschehen lassen. Unwillkürlich begannen seine Beine ...

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