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... und ein bisschen Satire

 

Aus dem Leben eines
I d e a l i s t e n

Verehrte Webseiten-Besucher, liebe Leser, seit Ende des Jahres 2010 habe ich, Rüdiger N. Aboreas, das 60. Lebensjahr erreicht. Ich denke, dass es da erlaubt sein sollte, schon einmal Rückschau zu halten. Nein, nicht in einer strengen zeitlich geordneten Biografie, sondern ungeordnet, je nach Laune und Intuition.Hier mal ein Bröckchen, dort mal ein Becherlein. Es Lesen sie weiter.

 Folge 3 - Harzer Impression.

Ölbilder, Aquarelle, Raku-Keramik - Horst Stockdreher lädt ein zur Vernissage am 2. De- zember 2011 um 20:00 Uhr in die Galerie DulsArt. Werkstattgespräch am 7. 12. um 19:00 Uhr

KulturStammtisch:
8. 12., I9:00, dulsArt

Der Dulsberg lebt auf und feiert die    E R Ö F F N U N G des café dulsBerg Straßburger Platz 9 - 22049 Hamburg am 1. Dezember, 11:00 Uhr.

Biografisches, Teil 1.                                                                                      

Wie ich auf die Welt geriet

Vorneweg: Der Zweite Weltkrieg sollte noch mehrere Monate Länder, Völker und ihre Kulturen zerwüten und vernichten. Dabei schoss mein zukünftiger Vater als Nazi-Pimpf mit einer Flak in den nächtlichen Himmel. Immer wieder erfolglos übrigens! Dem Herrgott sei Dank, dass in den Hungerjahren nach Kriegsende sein nächtlicher Rübenklau auf dem Lande wesentlich erfolgreicher gewesen war, sonst hätten seine Mutter und Schwester wohl kaum überlebt. Mindestens ebenso erfolgreich absolvierte mein Vater in dieser bitteren Zeit eine Berufsausbildung zum Betriebsschlosser bei den Gaswerken der Stadt Hannover.

Seine Mutter, meine zukünftige Oma, die spätere Fischverkäuferin Wilma, eine geborene Sulima, klopfe währenddessen als Trümmerfrau Steine. Und mein zukünftiger (gleichwohl nicht wirklicher) Opa Walter Schulze reparierte und baute als gelernter Klempner in sowjetischer Kriegsgefangenschaft im fernen Osten Heizungen und sanitäre Anlagen für Schulen und andere öffentliche Gebäude im Russischen Hinterland. Gleichermaßen leistete er seine Kriegsschuld auch in den Privathäusern der örtlichen Sowjetfürsten und militärischen Funktionsträger ab, wo ihm regelmäßig Nahrungsmittel zugesteckt wurden, was ihm wohl das Leben gerettet hat.

Daheim in Hannover gehörten für meinen Vater Wolfgang zum jungen Facharbeiterleben ortsfremde Einsätze, unter anderem im schönen Harz. Dort, im verträumten Bad Grund, lebte die Familie Marx: Wilhelm, ein Bergmann, und seine Frau Auguste, geb. Reuter, und mehrere Kinder. Dazu gehörten die Töchter Ruth, die meine Mutter werden sollte, und Liselotte, meine spätere Stiefmutter.

Zahlreiche Dörfler hatten die letzten Tage vor Kriegsende nicht hinter einem Flakgeschütz verbracht, sondern verborgen in einem Bergwerksstollen. Irgendwann, nachdem das MG-Feuer und der Kanonendonner erloschen waren, wurde Liselotte, die ältere, meine spätere Stiefmutter, hinausgeschickt zum Nachschauen. Was sie dort von ihrem Versteck aus über Geröll und Sträucher hinweg zu Gesicht bekomme sollte, jagte ihr das blanke Entsetzen durch die Nervenbahnen. Wie der Blitz, so erzählte sie später, sei sie zurück in den sicheren Stollen „geflitzt“. Es waren nicht die vereinzelt vorbeifahrenden Panzer, die sie erschreckt hatten, sondern ein einzelner Soldat, der sich bedrohlich ihrem Versteck genähert hatte. Diese Nähe hätte sie wohl

auch noch ausgehalten, wie sie später erzählte. Doch handelte es sich hier nicht um einen einfachen Uniformierten, eine “Kostümierung”, die ihr ja aus der Nazi-Zeit durchaus vertraut war, sondern um einen ganz besonderen Soldaten, ganz offensichtlich um eine Art Untoten, wie das Mädchen vermutete, weil dieses menschliche Wesen rundherum schwarz war.

Im Versteck der Dorfbewohner freilich vermochte ihr Bericht die Untergangsstimmung für wenige Minuten in Vergessenheit geraten lassen. Mehr noch: Heiterkeit kam auf. Die Alten wussten natürlich von schwarzen Ami-Kriegern. Und die Jugend sollte die schwarzen Männer alsbald schätzen lernen, hatten sie doch stets eine Tafel Schokolade dabei. Über die nicht zuletzt daraus resultierenden Abhängigkeitsverhältnisse, vornehmlich von jungen Frauen und Mädchen, beließ es meine Stiefmutter immer mal wieder bei mehr oder weniger eindeutigen Andeutungen.

Hier, zwischen eher seichten, bewaldeten Hügeln und Bergen, sollte mein späterer Vater Wolfgang seine Ruth kennenlernen. Irgendwann, was für eine Sensation, kam der junge Mann sogar mit einem Motorrad in Bad Grund vorgefahren und nahm seine erste große Liebe mit in die so unfassbar zerbombte niedersächsische Landeshauptstadt.

Nicht lange und das junge Paar heiratete. Eine wie erlöst wirkende, im Aufbruch befindliche Nachkriegsstadt, eine sichere Arbeit, die Segnungen einer Ehe, da war der Weg frei für mich, das erste Kind dieses jungen Paares.

Die junge, glückliche Familie wohnte alsbald in einer schmucklosen Zwei-Zimmer-Neubauwohnung in der dritten Etage der Wallensteinstraße 3 im Stadtteil Ricklingen. Eine Wohnung, die wir, wie es hinter vorgehaltener Hand hieß, mit Hilfe unseres einflussreichen Onkels Willi bekommen hatten.

Genau vor dem Hauseingang hielt eine Straßenbahnlinie, die ihre Endstation am so genannten Mühlenberg besaß, wo sich ein riesiges, noch lang über die Zeit bestehendes Flüchtlings- und Ausgebombten-Lager ausbreitete. Eine Heerschar von tapferen, fleißigen, intelligenten und willigen, gleichwohl auch entwurzelten Menschen, die zum entbehrungsreichen, aber guten Gelingen des Aufbaus von Nachkriegsdeutschland und Nachkriegshannover einen großen Teil beigetragen haben.