Dichterlesung

Kurzgeschichte


Geheimnisvolles Kleid


Außerhalb des Scheinwerferlichtes glich der dunkle Eichentisch den Um-rissen eines verschwommenen Fel-sens. Darauf, mit leicht gespreizten Beinen, stand Ute Mischke. Ihr Kopf steckte in einer Schlinge, die zu einem Strick gehörte, der von einem Decken-balken herunter hing. Die Lebensmüde klagte nicht. Da näherte sich aus dem Hintergrund Karl-Heinz Mohrmann, ihr Bühnenpartner. Der Laienschauspieler machte zwei, drei Schritte, Weiter hier

Dies und das


Linolschnitt, 30 x 40


Titel: Raumteiler,

von Kathrin Sachs.


Wie ich finde, ein geniales Werk: Unser Planet, Menschen, ihnen zu Füßen ihre Herkunft: das Wasser, der Beginn allen Lebens, zum Ausdruck gebracht durch einen Fisch.


Die Menschen ringen um ihren Anteil an dem Planeten: mehr Luft, mehr Bewegungsfreiheit, mehr „Mensch sein“. Wirklich?

Wissen                                                        27. Juni 2021
Zum Satirebegriff
    Patenschaften für Afrika    Erstveröffentlichung 2014

Im Jahr 2014 hatte es für mich begonnen: Nach über 20 Jahren politischer Abstinenz mit einem stets lockeren Kreuz für die SPD begann ich wieder vermehrt aufs politische Geschehen zu schauen. Zu mächtig waren die Bilder von den Migrantenströmen in 2014 und zu viele Fragen standen im Raum. Erste Proteste regten sich. Neue Ängste trieben die Menschen auf die Straßen, hier wie dort.  Eines aber beschäftigte die Interessierten quer durch die politischen Preferenzen gemeinsam: Wie weiter? Sie machten sich Sorgen. Die einen um die deutsche Identität und die Kultur, die anderen um die Unversehrtheit von Flüchtlingen und Asylanten. Die einen fürchteten um Freiheitsrechte, Wirtschaftskraft, soziale Sicherung wegen der Zuwanderung - die anderen hofften gerade auf die Zuwanderung, um Freiheitsrechte, Wirtschaftskraft und soziale Sicherung dauerhaft zu gewährleisten. Die einen sorgten sich wegen der ungesteuerten Zuwanderung, die anderen wegen der Verhinderung einer ungesteuerten Zuwanderung. Die einen betrachteten sich als weitsichtige, kritische, geschichtsbewusste Bewahrer, die anderen als zukunftsorientierte, bessere Menschen.

Über all dies kann man diskutieren und streiten. Doch wird - genau genommen - bis heute eigentlich nur wenig gestritten. Die einen beharren auf Analysen, andere auf ihrem guten Gewissen; wieder andere halten es mit einem sowohl als auch.  Ich, Rüdiger Aboreas, bin der Auffassung, dass unbedingt gestritten werden muss. Denn Meinungsfreiheit ist ein sehr hohes Gut. Sonst wird eines Tages wirklich allein die Meinung der

„Herrschenden“ gelten. China lässt grüßen.


Wo immer man sich in dieser Gemengelage auch positionieren mag, eines ist klar: es geht um die Einwanderung. Das Thema besitzt eine nachhaltige Brisanz und schreckt immer noch die Gemüter, befeuert von Kirchen, Medien, Nicht-Regierungsorganisationen usw.

Such auf den Ort,

wo Worte sich erheben -


mit Flügeln aus Ideen, den Erden-Tag

    
von oben zu bespiegeln,

so wie das Leben


es im Stadtgedränge

nicht vermag.


Hier formen Worte einen

lichten Stern,

    
in dessen Glanz

Durchdringung sich entfaltet.


So werden Fragen

nach des Pudels Kern


nicht nur gezählt,

gewogen und verwaltet.


Oft werden Wege ausprobiert sowie


auch Ziele immer wieder neu erfunden.


Die Neugier treibt voran,

doch kaum bis nie-


mals wandelt sie

auf ausgelatschten Runden.


Wo Zeichenfolgen sich zum Satz verbinden,


getrieben von der Laune, eins zu sein,


wo Sinn und Kunst zu einem Drama sich erfinden,


regiert die Geisteslust, da trete ein.

               Rüdiger Aboreas (2011/2018)



    ... aboreas ...  im Harz

Zuletzt aktualisiert: 27. Juni 2021

Lesungen in Bad Grund (Harz) und Hamburg 2019:  FOTOS    


Siehe hier.
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„Die Autoren der Gruppe Literatur Im Takt kommen aus Osterode am Harz, der Bergstadt Bad Grund, aus Hahnenklee bei Goslar und aus Göttingen. Sie treffen sich regelmäßig zum kollegialen Marme-ladenfrühstück. Dabei kam wie von selbst die Idee zur vorliegenden Anthologie auf den Tisch. Die Texte darin sind so unter-schiedlich wie die sechs Autoren selbst.

Das Bemühen um Freundschaft wird einem behinderten Jungen zum Ver-hängnis. Scheinbar Alltägliches, wie das Lächeln einer Servicekraft, gerät in den Focus poetischer Betrach-tung. Ein junger Eseltreiber hat Glück im Unglück. Der schlafende Hund hinterm Ofen und andere Facetten des Alltags werden spie-lerisch aufgedeckt. Ein Walpurgisspek-takel endet mit überraschen-dem Aus-gang. Naturgedichte begleiten durch die Jahreszeiten. Allzumenschliches Handeln wird in lyrisch starken Bilder überzeich-net: „Wie ein Wildschwein werde ich eure saubere Wäsche versauen!“
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Frida u. Fredo  /  Hörbuch.


Das Corona-Virus lässt Lesungen ausfallen. Doch ein Hörbuch ist kein „Lese-Buch“. Seit Jahren nicht mehr lieferbar. Ab sofort für eine gewisse  Zeit auf youtube zu hören.

Mehr
InfoHeimat,_Liebe,_Flucht_und_Fremde.htmlHeimat,_Liebe,_Flucht_und_Fremde.htmlshapeimage_18_link_0shapeimage_18_link_1

Hamburg

Ein Fingerhut voll Harz – da denkt man an den heute fast unbekannten Fingerschutz beim Nähen und an klebrigen Fichtensaft. So ein kleiner Fingerhut gefüllt mit Harzer Wald und Höhen? Ein Fingerhut voll Saft, der aus den Rinden der Fichten quillt. Das Harz, das so voll Energie steckt, dass die  

Füllung eines Fingerhuts genügt?  Aber vielleicht ergibt ebenso die Umkehrung Sinn: Ein Harz voll Fingerhut.

NEU:

Mit einer Kurzgeschichte von mir:

„Das Lachen im Weltwald.“

Aus dem Klappentext:


„Wie ein Wildschwein werde ich eure saubere Wäsche versauen!“

Liebe Leser, eine ganze Reihe von Jahren war hier ein Thesenpapier veröffentlicht, das ich Anfang der 80er Jahren an der Universität Hamburg im Fach Neuere deutsche Literatur erstellt habe. Seminar: Annäherung an das Komische im Film. Der Text ist tatsächlich relativ oft aufgerufen worden. Sind wohl einige Studenten oder andere Interessierte unterwegs gewesen. Da die Satire gerade in der Gegenwart durch die Zuspitzung gesellschaftspolitischer Debatten an Bedeutung gewonnen hat, habe ich ein weiterführendes Papier geschrieben. Mein Ziel: Etwas beizutragen zur Einschätzung, ob ein Text tatsächlich den Ansprüchen an eine Satire genügt oder nicht.


PS: Das Thesenpapier bleibt dennoch erhalten. Zu finden ist es hier.

Rüdiger Aboreas


Was ist Satire?


Versuch einer „handgreiflichen“  Definition, nicht nur für den Hausgebrauch.


In der medialen Wahrnehmung begegnet uns die Satire zumeist dann, wenn Menschen oder Gruppen des öffentlichen Lebens sich auf den Schlips getreten fühlen. „Beleidigung!“, rufen sie, bemühen vielleicht das Recht, fordern Schadenersatz, mindestens aber eine Entschuldigung. Solidarität bekommen sie von Gesinnungsfreunden oder solchen Zeitgenossen, die von der Situation in irgendeiner Form profitieren. Ihnen gegenüber stehen der Satiriker und jene, die die Meinung des Satirikers teilen. Je nach Ausmaß der jeweiligen Teilhabe wird sich heimlich oder unverstellt gefreut oder empört. Ein Disput, der den Satirebegriff selbst betrifft. Satire darf alles, sagen die einen, Satire muss vor gewissen moralisch-ethischen Grenzen haltmachen, sagen die anderen. Kein Wunder also, dass die Satire ihren Hauptwohnsitz in der Politik hat.

                  Den ganzen Text finden Sie hier.

Anstand


Einst bin ich nachts zum Strand gegangen

mit Augen, schweifend in die Ferne.

Dort sollten sie sich bald verfangen 

an einer roten Watt-Laterne. 


Ein jeder weiß, dass solch ein Licht

nicht selten lockt zur Unmoral.

Mit einem Flackern im Gesicht

schlich ich mich hin – wie ein Schakal. 


Doch was ich fand, war nur ein Priel,

der sich vor meinen Füßen dehnte.

Kein Weib in einem Domizil,

das lockend nackt am Tresen lehnte.


Ich war enttäuscht und wollte gehen.

Doch plötzlich füllte sich die Leere,

denn eine Krabbe ließ sich sehen 

und winkte mir mit ihrer Schere.


Den Arm gehoben, winkte ich

zurück, um Freundschaft anzuzeigen.

Da, eine zweite regte sich

im frischen Wind - er klang wie Geigen.


Ich hörte, dass der rote Schein

ein feuchtes Liebesspiel entfachte,

wie ohne Drogen, Bier und Wein

dem Krustentier die Kruste krachte.


Ich schlich mich fort, diskret, geschwind,

und gab der Wattenlust die Ehre.

Weil Tiere auch nur Menschen sind -

Mit Hörnern oder einer Schere.


Aboreas, 2 / 2020

 Visionen: